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Johanniskraut – Das beste Ergänzungsmittel für die Stimmung

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Von der Zeit der alten Griechen bis hinein ins Mittelalter glaubten viele Menschen daran, dass  Johanniskraut  nahezu magische Kräfte zur Verbesserung der Stimmung besitzt. Auf Grundlage dieser langen historischen Anwendung und einigen vorausgehenden Studien veröffentlichte die deutsche Kommission E, ein wissenschaftliches Beratungsgremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte in Deutschland (das Äquivalent zur Food & Drug Administration in den Vereinigten Staaten), im Jahr 1984 Monografien, die die Verwendung von Johanniskraut als zugelassenes stimmungsaufhellendes Mittel erlaubten.

Die deutsche Kommission E bestätigte die Sicherheit und Wirksamkeit von Johanniskraut. Durch diese Angabe wurden die Kosten für Johanniskraut, wenn es von einem*einer Mediziner*in verschrieben wurde, von der Versicherung erstattet. Dieses System sorgte für Erfolge bei mehreren Unternehmen, die ihre Gewinne wiederum in die Finanzierung der klinischen Forschung investierten. Die klinischen Ergebnisse dieser Forschung führten zu noch größerer Akzeptanz bei den deutschen Mediziner*innen und schon bald entwickelte sich das Johanniskraut zum meist verordneten stimmungsaufhellenden Mittel in Deutschland.

‌‌‌‌Was ist Johanniskraut?

Johanniskraut-Extrakt (Hypericum perforatum), auch Echtes Johanniskraut genannt, ist eines der meist untersuchten Nahrungsergänzungsmittel aller Zeiten. Über die Vorteile dieser wichtigen Pflanze und ihre Fähigkeit, die Stimmung zu verbessern, ist vieles bekannt – basierend auf über 40 Doppelblindstudien mit über 7.000 Proband*innen. Die Qualität dieser Forschung der letzten vierzig Jahre wurde als akzeptabel beurteilt, selbst, wenn es nach den strengsten Kriterien geht.

Johanniskraut ist eine strauchartige mehrjährige Pflanze mit vielen leuchtend gelben Blüten. Auf Englisch heißt Johanniskraut „St. John's Wort“, wobei „Wort“ ein alter englischer Ausdruck für Pflanze ist. Die Benennung nach dem heiligen Johannes beruhte auf der Behauptung, dass am Jahrestag seiner Enthauptung auf den Blättern der Pflanze rote Flecken erschienen, die das Blut des heiligen Johannes symbolisierten. Ursprünglich in Europa, Asien und den Vereinigten Staaten beheimatet, wird das Johanniskraut heute weltweit angebaut. Besonders gut wächst es in Nord-Kalifornien und Süd-Oregon.

‌‌‌‌Wie kann Johanniskraut die Stimmung verbessern?

Die Wirkungsweise von Johanniskraut ist komplex. Es übernimmt eine modulierende Wirkung zwischen der Kommunikation des Immunsystems und den Zentren im Gehirn, die unsere Stimmung steuern. Es kann außerdem für die Erhöhung des Serotoninspiegels in Schlüsselbereichen des Gehirns sorgen. Serotonin ist einer der chemischen Botenstoffe (sogenannte Neurotransmitter), die Signale zwischen den Gehirnzellen übertragen. Wenn der Serotoninspiegel niedrig ist, fühlt man sich niedergeschlagen, ängstlich und verspürt häufig Gelüste nach Kohlehydraten. Johanniskraut kann die Wiederaufnahme von Serotonin in die Gehirnzellen blockieren. Im Zuge dessen wird mehr Serotonin an die angrenzende Nervenzelle gebunden und das Signal von Serotonin weitergeleitet.1 

Auswirkungen eines idealen bzw. niedrigen Serotoninspiegels

Optimaler Serotoninspiegel 

Niedriger Serotoninspiegel

Positiv/Optimistisch

Negativ/Pessimistisch

Ruhig

Nervös

Freundlich

Reizbar

Geduldig

Ungeduldig

Reflektiert und nachdenklich

Impulsiv

Liebevoll und fürsorglich

Distanziert

Konzentrationsfähig

Kurze Aufmerksamkeitsspanne

Kreativ, konzentriert

Blockiert, zerstreut

Dazu in der Lage, gründlich über Dinge nachzudenken

 Launisch

Ansprechbar

Reaktiv

Isst nicht zu viele Kohlenhydrate

Hat Gelüste nach Kohlehydraten

Schläft gut und kann sich an Träume erinnern

Schläft schlecht und kann sich kaum an Träume erinnern

‌‌Klinisch erwiesener Nutzen von Johanniskraut

Johanniskraut-Extrakte die für Hypericin (0,3 %) standardisiert sind, erhalten in Bezug auf die Aufhellung der Stimmung beträchtliche Unterstützung von der medizinischen Literatur.1 Im Laufe der Jahre wurden große technische Gutachten, bekannt als Meta-Analysen, zu Johanniskraut-Extrakt durchgeführt. Die bisher größte davon wertete die Ergebnisse aus 35 Studien mit 6.993 Probanden aus.2 Die detaillierte Analyse zeigte eine bemerkenswerte Wirksamkeit und Sicherheit in Bezug auf die Verbesserung der Stimmung, insbesondere bei leichter bis mittlerer Niedergeschlagenheit. In diesen klinischen Studien wird die Wirksamkeit in erster Linie anhand von sehr detaillierten Fragebögen ermittelt, die das subjektive Empfinden in Bezug auf die Stimmung, die Schlafqualität, das Energieniveau, körperliche Symptome und die Bewertung der Lebensqualität einordnen. Johanniskraut kann all diese Parameter verbessern und wird im Allgemeinen gut vertragen, ohne dass signifikante Nebenwirkungen bekannt sind. 

Trotz der positiven Resultate in der Mehrheit der Studien mit Johanniskraut-Extrakt, zeigten zwei Studien, dass er nur wenig Wirkung hat. Diese wurden 2001 und 2002 im JAMA (Journal of the American Medical Association) veröffentlicht und im Großen Rahmen von den Medien aufgegriffen.3,4 Diese Studien und der anschließende Medienrummel dazu ließ die zunehmende Beliebtheit von Johanniskraut erfolgreich wieder abebben. Beide Studien schienen jedoch so konzipiert worden zu sein, dass sie die darin erzielten Ergebnisse erbringen. In beiden wurde eine niedrigere Dosierung verwendet als die wirksame Stufe für Probanden mit sehr niedrigen Stimmungswerten. Während einige Studien die Wirksamkeit von Johanniskrautextrakt bei einer Dosierung von 900 mg pro Tag aufzeigten, ist in schwereren Fällen von niedergeschlagener Stimmung eine höhere Dosierung von 1.800 mg pro Tag erforderlich.5 Die beiden Studien zu schwererer Niedergeschlagenheit, die 2001 und 2002 im JAMA veröffentlicht wurden, hatten eine Dosis von weniger als 1.800 mg verwendet. Interessanterweise wurde die erste negative Studie vom Pharmakonzern finanziert, der das damals meistverkaufte Antidepressivum vermarktete. Und in der zweiten Studie wurde Johanniskraut-Extrakt mit Sertralin (einem beliebten Antidepressivum) verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass das Medikament bei diesen Patienten ebenfalls keine Aufhellung der Stimmung erzielen konnte – dafür führte es jedoch zu signifikanten Nebenwirkungen, was Johanniskraut nicht tat. 

Darüber hinaus zeigte die Analyse der Daten aus der zweiten Studie, dass es sowohl bei den Patient*innen als auch bei den Mediziner*innen signifikante Voreingenommenheit in der Wahrnehmung (d. h. Vermutungen) dazu gab, welche Behandlung der Patient erhielt, was die Ergebnisse maßgeblich beeinflusste.6,7 Diese Voreingenommenheit überlagerte die Objektivität der Studie und erklärte den fehlenden Behandlungseffekt.

Die Ergebnisse dieser beiden Studien ließen die Beliebtheit von Johanniskraut in den Vereinigten Staaten einbrechen. Der Gesamtumsatz im Jahr 2020 beträgt weniger als 5 % von dem, was er 2001 war. Trotz dieses Verlustes an Beliebtheit ist es fast ironisch, dass die klinischen Studien seit 2002 weiterhin eine sehr gute Wirksamkeit und Sicherheit bei der Steigerung der Stimmungswerte zeigen.2

Die Vorteile des Johanniskrautextrakts bei Frauen in den Wechseljahren wurden nun auch auf die Verringerung von Hitzewallungen zusätzlich zur Aufhellung der Stimmung ausgeweitet. In der neuesten Studie erhielten 80 Frauen zwischen 45 und 60 Jahren, die unter niedergedrückte Stimmung und Hitzewallungen litten, über einen Zeitraum von zwei Monaten täglich entweder Johanniskraut-Extrakt oder Placebo-Tabletten.8 Die Anzahl der Hitzewallungen sank von vier mäßigen bis starke Hitzewallungen pro Tag auf etwa eine sehr leichte Hitzewallung jeden zweiten Tag am Ende der Studie. Die Gruppe, die Placebos erhielt, hatte weiterhin durchschnittlich vier mäßige bis starke Hitzewallungen am Tag. Nach achtwöchiger Einnahme hatten 80 % der Frauen in der Johanniskraut-Gruppe kein Stimmungstief mehr, verglichen mit nur 5,7 % in der Placebo-Gruppe. 

‌‌‌‌Wie hoch ist die empfohlene Dosis bei Johanniskraut?

In der Mehrheit der klinischen Studien ist Johanniskrautextrakt verwendet worden, der standardisiert 0,3 % Hypericin enthält. Obwohl Hypericin eine Schlüsselkomponente ist, trägt auch eine ganze Reihe von Verbindungen, die die restlichen 99,7 % des Extrakts ausmachen, zu den stimmungsaufhellenden Effekten bei. Um die in klinischen Studien festgestellten Vorteile zu erreichen, sind eigentlich keine anderen Formen zu empfehlen, als die Extrakte aus Johanniskraut, die standardisiert 0,3 % Hypericin enthalten.

Standardisierter (trocken-pulverisierter) Extrakt (0,3 % Hypericin): 900 bis 1800 mg pro Tag.

‌‌‌‌Welche Neben- und Wechselwirkungen hat Johanniskraut?

Johanniskraut-Extrakt hat in den veröffentlichten klinischen Studien keine signifikanten Nebenwirkungen gezeigt. Im Allgemeinen kamen Nebenwirkungen nicht häufiger vor als beim Placebo. Aufgrund eines Mangels an endgültigen Studien wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt von der Johanniskrautanwendung bei Kindern und Schwangeren oder stillenden Müttern abgeraten.

#Johanniskraut enthält ein Flavonoid, Hyperforin, das ebenfalls positive Mechanismen zur Verbesserung der Stimmung gezeigt hat, aber auch den Abbau vieler Medikamente steigert.9 Johanniskraut-Extrakte, die einen Hyperforin-Gehalt von >1 % haben, können die Blutspiegel einer Vielzahl von Medikamenten wie Alprazolam, Amitriptylin, Digoxin, Cyclosporin, Indinavir, Irinotecan, Methadon, Nevirapin, Simvastatin, Tacrolimus, Theophyllin, Warfarin und oraler Kontrazeptiva senken. Besonders Frauen, die Verhütungspillen einnehmen, sollten auf die Anwendung von Johanniskraut-Extrakten mit einem Hyperforin-Gehalt von >1 % verzichten, da Hyperforin den Abbau der Hormone der Pille steigern und somit den Verhütungseffekt aufheben können.10

Johanniskrautextrakte, die auf 0,3 % Hypericin standardisiert sind und einen Hyperforingehalt von weniger als 1 % haben, wie dieser werden Menschen empfohlen, die verschreibungspflichtige Medikamente einnehmen und gern Johanniskraut verwenden möchten.

Für diejenigen, die keine verschreibungspflichtigen Medikamente einnehmen, ist die Anwendung von Johanniskrautextrakten, die auf 0,3 % Hypericin standardisiert sind und 2 % Hyperforin beinhalten, sicher.

Quellen:

  1. Russo E, Scicchitano F, Whalley BJ,. Hypericum perforatum: pharmacokinetic, mechanism of action, tolerability, and clinical drug-drug interactions. Phytother Res. 2014 May;28(5):643-55.
  2. Apaydin EA, Maher AR, Shanman R, et al. A systematic review of St. John's wort for major depressive disorder. Syst Rev. 2016 Sep 2;5(1):148.
  3. Shelton RC, Keller MB, Gelenberg A, et al. Effectiveness of St. John’s wort in major depression: A randomized trial. JAMA 2001;285:1978-86.
  4. Hypericum Depression Trial Study Group. Effect of Hypericum perforatum (St John’s wort) in major depressive disorder: a randomized controlled trial. JAMA 2002;287:1807–1814.
  5. Vorbach EU, Arnoldt KH, Hubner WD. Efficacy and tolerability of St. John’s wort extract LI 160 versus imipramine in patients with severe depressive episodes according to ICD-10.  Pharmacopsychiatry 1997;30:S81–S85.
  6. Chen JA, Papakostas GI, Youn SJ, Baer L, Clain AJ, Fava M, Mischoulon D. Association between patient beliefs regarding assigned treatment and clinical response: reanalysis of data from the Hypericum Depression Trial Study Group. J Clin Psychiatry. 2011 Dec;72(12):1669-76.
  7. Chen JA, Vijapura S, Papakostas GI, et al. Association between physician beliefs regarding assigned treatment and clinical response: re-analysis of data from the Hypericum Depression Trial Study Group. Asian J Psychiatr. 2015 Feb;13:23-9.
  8. Eatemadnia A, Ansari S, Abedi P, Najar S. The effect of Hypericum perforatum on postmenopausal symptoms and depression: A randomized controlled trial. Complement Ther Med. 2019 Aug;45:109-113.
  9. Chrubasik-Hausmann S, Vlachojannis J, McLachlan AJ. Understanding drug interactions with St John's wort (Hypericum perforatum L.): impact of hyperforin content. J Pharm Pharmacol. 2019 Jan;71(1):129-138.
  10. Berry-Bibee EN, Kim MJ, Tepper NK, Riley HE, Curtis KM. Co-administration of St. John's wort and hormonal contraceptives: a systematic review. Contraception. 2016 Dec;94(6):668-677. 

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